Legen Sie den Schwerpunkt auf Wachstum, nicht auf den Verlust von Arbeitsplätzen

26. Mai 2016

Wie ist aktuell die Lage in Dänemark? Fehlt es uns an Kompetenzen – oder nicht?

In den Nachrichten vom Mai habe ich erfahren, dass Intel ihr Entwicklungszentrum schließt und damit 250 Angestellte in Nordjütland entlassen wurden. Andererseits arbeitet Microsoft daran, ein Rechenzentrum in Dänemark einzurichten, was viele neue Arbeitsplätze in unserem Land schaffen wird. Erst gestern habe ich in einem Artikel in der Zeitschrift Computerworld von den Career Days am Institut für Informatik der Universität Kopenhagen gelesen, an denen zahlreiche dänische IT-Unternehmen hunderte neue IT-Entwickler suchten.

Es gibt sehr viele Neuigkeiten und Debatten und es kann schwierig sein, sich zurecht zu finden und etwas einzuschätzen. Mangelt es uns an Entwicklern oder nicht?

Die Nachfrage nach spezifischen IT-Fähigkeiten ist in einem permanenten Wandel – und sie ändert sich rasanter als wir das Angebot anpassen können. Konzentrieren wir uns lediglich auf Angebot und Nachfrage innerhalb der dänischen Landesgrenzen, haben wir eine Gleichung ohne Lösung. Es sind stets entweder zu viele oder zu wenige – und beides verhindert ein Wachstum. Zu viele IT-Experten sind ein zu hoher Kostenaufwand für den Staat, während zu wenige IT-Experten für die Unternehmen sehr teuer werden.

Ich glaube, dass sich viele Unternehmen selbst einschränken, wenn sie nur daran denken, kompetente dänische IT-Ressourcen einzustellen, aus Angst, ‚dänische‘ Arbeitsplätze an Ausländer zu verlieren. Doch wenn es eine Sache gibt, die wirklich Arbeitsplätze kostet, dann ist es der Mangel an Wachstum. Wenn wir die für Wachstum nötigen IT-Kompetenzen nicht in Dänemark finden können, dann müssen wir die Suche ausweiten. Oder auf Wachstum verzichten.

In anderen Kontexten haben wir keinerlei Probleme damit, unsere geistigen Scheuklappen der restlichen Welt gegenüber einmal abzulegen und zu erkennen, dass die Grenzen und Nationalitäten immer mehr verschwimmen, und dass wir in dieser Realität anderen sehr nahe sein können, auch wenn sie weit entfernt sind. Doch warum leiden wir unter solch einer kollektiven Kollegen-Angst, dass wir der vollen Überzeugung sind, dass unterhalb der deutschen Grenzen keine Kooperation mehr möglich ist? Und wenn wir noch ein paar Schritt weiter gehen, wachsen unsere Ängste beinahe proportional zu der Entfernung in Kilometern.

Ich habe viele Jahre in Dänemark mit ausgelagerten IT-Experten aus der Ukraine zusammengearbeitet. Unsere skandinavischen Kunden arbeiten eng und gut mit unseren ukrainischen Entwicklern in Lwiw zusammen. Eine Kollaboration, die geordnet und ganz ähnlich abläuft, wie wir es von zuhause kennen: Geringer Mitarbeiterumsatz, hohe Zuverlässigkeit und Arbeitsethik, gute Löhne und Arbeitsbedingungen, Sprachkenntnisse, Zeitzonen mit geringer Differenz und eine stabile Infrastruktur.

Wenn wir unsere mentalen Scheuklappen, die uns vom Rest der Welt abschirmen, einmal abnehmen, wenn wir uns auf die Suche nach den gefragten IT-Fähigkeiten begeben, schaffen wir auch Raum für Wachstum. Wir erhalten Zugriff auf ein größeres Angebot und ein breites Spektrum an Können, und sind in der Lage, unser tatsächliches Arbeitspensum konstant zu regulieren. Wir können Ungleichgewicht ausgleichen, Wachstumskonditionen optimieren – und mehr Arbeitsplätze in Dänemark schaffen.